Für Lukian ist die Paideia der Vollzug eines gelungenen Lebens. Sie
umfasst gleichermaßen theoretisches Studium wie auch praktische Übung und
Aneignung und durchdringt den gesamten Menschen und seinen Charakter wie eine
zweite Natur.
Lukian (William Faithorne, 1627–1691) |
Zunächst polemisiert Lukian gegen das unproduktive
Nachsinnen der Philosophen über irrelevante Fragen. In den „Gesprächen unter Toten“ bittet
Diogenes einen Freund, der aus dem Hades wieder in die Welt zurückkehrt, den dortigen
Philosophen mitzuteilen, „sie sollen endgültig Schluss damit machen, dummes
Zeug zu schwätzen und über das All zu eifern und einander Hörner aufzusetzen
und den jungen Leuten beizubringen, solche aussichtslosen Fragen zu stellen“
(83).
In „Das Gastmahl oder die Lapithen“ weitet Lukian seine Kritik an einem falschen Bildungsverständnis auf den bis heute bekannten Typus vom Pseudo-Intellektuellen aus, der zwar viel enzyklopädisches Wissen aus vielen Büchern angesammelt hat, um nach außen gebildet zu erscheinen, der aber in der eigenen Lebenspraxis nichts mit ihnen anfangen kann.
In „Das Gastmahl oder die Lapithen“ weitet Lukian seine Kritik an einem falschen Bildungsverständnis auf den bis heute bekannten Typus vom Pseudo-Intellektuellen aus, der zwar viel enzyklopädisches Wissen aus vielen Büchern angesammelt hat, um nach außen gebildet zu erscheinen, der aber in der eigenen Lebenspraxis nichts mit ihnen anfangen kann.
Lukian lässt Lykinos seinem Freund Philon von einem Gastmahl
erzählen, zu dem auch einige der bekanntesten Philosophen und Rhetoriklehrer
eingeladen waren. Im Laufe des Abends muss Lykinos jedoch enttäuscht
feststellen, „dass ein großes Wissen zu überhaupt nichts nutze ist, wenn man
nicht auch sein Leben zum Besseren hin ordnet: Jedenfalls musst ich mit
ansehen, wie diese Leute, großartig im Formulieren, sich zum Gespött machten,
wenn es ans Handeln hing. Dann fragte ich mich, ob vielleicht wahr ist, was
viele Leute sagen, dass die Bildung diejenigen, die immer nur in ihre Bücher
und auf die Gedanken darin starren, vom Weg der Vernunft und des gesunden
Menschenverstandes abbringt. Jedenfalls waren hier so viele Philosophen
versammelt, und das Schicksal wollte es, dass darunter nicht ein einziger ohne
Fehl zu sehen war, sondern die einen taten Peinliches, die anderen gaben noch
Peinlicheres von sich“ (159).
Die Charaktereigenschaften, die Lukian bei den Philosophen
beobachtet, lesen sich wie ein Katalog von Anti-Tugenden: „Prahlerei, Unbildung,
Streitsucht, Eitelkeit, absurde Fragen, dornige Argumente, verwickelte
Gedanken, aber auch viel Lärm um nichts, einiges an Geschwätz, dummes Gerede,
Haarspaltereien, beim Zeus, und andererseits das ganze Geld hier, Genusssucht,
Schamlosigkeit, Jähzorn, Luxus und Verweichlichung“ (93 - Gespräche unter
Toten).
Ihren Höhepunkt erreicht die Polemik Lukians gegen die
falschen Philosophen in der Satire „Der Rhetoriklehrer“, die an Zynismus kaum
noch zu überbieten ist. Lukian beschreibt hier die „Ausrüstung“, die sich ein
„erfolgreicher“ Philosoph zulegen muss: „Als wichtigstes pack nun Dummheit
ein, dann Dreistigkeit und dazu Draufgängerei und Frechheit. Zurückhaltung,
Anstand, Bescheidenheit und Scham lass zu Hause, denn sie nützen nichts und
schaden nur deinem Zweck.“ (175)
Weiter verspottet Lukian den intellektuellen Schein, mit dem
sich die Philosophen umgeben, nur um ihre eigentliche Beschränktheit zu
verbergen: „Dann trage einige abseitige und fremdartige Wörter zusammen, die
bei den Alten nur selbst belegt sind, und habe sie griffbereit, um sie auf die
Anwesenden abzufeuern. Bilde ab und zu auch selbst ein paar neue und
merkwürdige Ausdrücke“ (176).
Schließlich attackiert Lukian gleichermaßen die Eitelkeit
der Philosophen wie die Leichtgläubigkeit und Manipulierbarkeit des Publikums:
„Deine Freunde sollen vor Begeisterung ständig von ihren Sitzen aufspringen und
sich so für die vielen Abendesseneinladungen revanchieren, die du ihnen gegeben
hast. (…) Es werden nur wenige sein, die dich durchschauen, und die werden
meistens aus Gutmütigkeit schweigen“ (178).
So bleibt Lukian schließlich nur die Erkenntnis: „Affe
bleibt Affe, auch wenn er Sandalen aus Gold trägt“ (212 – Gegen den
ungebildeten Büchernarren).
Zitate aus: Lukian: Gegen den ungebildeten Büchernarren.
Ausgewählte Werke, Bibliothek der Alten Welt, Düsseldorf 2006 (Artemis und
Winkler)
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