Sonntag, 4. Dezember 2011

Phidias und die Harmonie

Der Parthenon ist eines der berühmtesten noch existierenden Baudenkmäler des antiken Griechenlands und eines der bekanntesten Gebäude weltweit. Der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Arthene beherrscht als zentraler Bau seit fast 2.500 Jahren die Athener Akropolis.

Die Bauzeit des Parthenon betrug nur 9 Jahre, war also für damalige Verhältnisse ungewöhnlich kurz. Die Arbeiten begannen auf Initiative des  Perikles im Jahre 447 v. Chr. und endeten 438 v. Chr., die Baudekoration aber wurde erst 433 v. Chr. fertig gestellt.

Plutarch vermittelt uns ein eindrucksvolles Bild von der Bandbreite der Fachkräfte, die benötigt wurden, um den Tempel in so kurzer Zeit zu errichten: Zimmermänner, Schmiede, Steinmetze, Vergolder, Weichmacher des Elfenbeins, Maler, Stucker, Dreher, Gehilfen, Vorarbeiter, Kauf- und Seeleute und Steuermänner, Fuhrleute und Pferdezüchter, Seil- und Tuchmacher, Lederarbeiter, Straßenbauer und Minenarbeiter (Plutarch, Perikles, 12f).

Die besten Künstler der Zeit waren in den Bau des Parthenon involviert. Die Bauaufsicht führte Phidias, der wohl berühmteste Bildhauer der Antike. Er überwachte die bildhauerischen Arbeiten und führte sie zum Teil selbst aus. Die Architekten des Tempels waren Iktinos, der auch den Apollontempel von Bassae errichtete, und Kallikrates, der später den Tempel der Nike auf der Akropolis erbaute.

Für die Maßstäbe der Athener war der Parthenon ein riesiges Gebäude, für uns heute ist er vielleicht nur ein mittelgroßes.

Was ihn aber einmalig macht, ist die Qualität seiner Konstruktion und nicht seine Dimension. Dabei sind es noch nicht einmal die Statuen, die den Parthenon ursprünglich schmückten, die seine Einzigartigkeit ausmachen.

Restaurationsarbeiten am Parthenon

Man begreift seine Qualität, wenn man die Fugen betrachtet, die sich zu vielen tausend Quadratmetern perfekt zusammengefügten Marmors addieren.

An den Stellen, an denen der Marmor abgesplittert ist, kann man heutzutage etwas tiefer unter der Oberfläche die Fugen entdecken, die noch immer perfekt sind. Früher waren sie für das Auge unsichtbar.

Die Ἁρμονία, also die Harmonie, wie man sie nannte, bedeutete die gute Fügung des Marmors. Das war die erste Bedeutung des Wortes. Erst später bekam das Wort Harmonie eine Bedeutung auch für die Musik. Hier bezeichnet Harmonie auch die gute Fügung - nun von Musiktönen.

Heute sind die Fugen sichtbar und das ist hauptsächlich auf die Korrosion der Oberfläche zurückzuführen.

Die Verkehrsbelastung in Athen hat zwar in den letzten Jahren abgenommen, auch der früher tägliche Smog im Sommer ist seltener geworden. Trotzdem ist die Konservierung des Parthenon längst nicht abgeschlossen, sondern wird wohl noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Quelle: Schauplätze der Weltkulturen - Athen, Ursprung der Demokratie, Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, München o.J. (Komplett Media)
Weitere Literatur: Plutarch: Große Griechen und Römer. Ausgewählte Lebensbilder, hg. und übersetzt von Dagobert von Mikusch, Köln 2009 (Anaconda)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen