Donnerstag, 5. Juli 2012

Konfuzius und die Pflichten in der Familie

Konfuzius (551 - 479 v. Chr.)
Konfuzius, der großen Lehrer der chinesischen Philosophie, vertrat eine an der „Goldenen Regel“ orientierte Wohlwollensethik (auch Agapismus genannt).

Das Ziel eines jeden Menschen bestehe nach Konfuzius in einem ruihigen und besonnenen Leben, um auf diese Weise sein inneres Gleichgewicht zu finden, das wiederum mit dem Gleichgewicht in der Natur und im Kosmos korrespondiert.

In diesem Zusammenhang spielt die Lehre von den Pflichten bei Konfuzius eine entscheidende Rolle. Er unterscheidet hier zwischen den Pflichten des Einzelnen sich selbst gegenüber, den Pflichten in der Familie und den Pflichten in Staat und Gesellschaft.

Wahrscheinlich ist aber kein anderer Teil der konfuzianischen Lehre heutzutage so bekannt wie der Kanon der fünf menschlichen Grundbeziehungen.

Danach ist das Kind dem Vater zu „kindlicher Pietät“ verpflichtet und der der jüngere dem älteren Bruder Gehorsam und Respekt. Beide Beziehungen stehen eindeutig im Zusammenhang mit der Loyalität, die der Untertan (hier vor allem der Beamte) dem Herrscher schuldig ist.

Darüber hinaus soll Harmonie herrschen zwischen Ehemann und Ehefrau und zwischen Freunden. Männer und Frauen sollen den ihnen gemäßen Rollen gerecht werden, Freundschaften durch Treue und Zuverlässigkeit gekennzeichnet sein.

Besondere Aufmerksamkeit schenkt Konfuzius der „kindlichen Pietät.“

„Der Freiherr Mong Wu fragt nach dem Wesen der Kindespflicht. Der Meister sprach: Man soll den Eltern außer durch Erkrankung keinen Kummer machen.“ (43f)
  
Die Achtung der Kinder gegenüber den Eltern ist für Konfuzius zugleich der Ursprung der Ordnung im Staat.

„Dass jemand, der als Mensch pietätsvoll den Eltern gegenüber und gehorsam den Älteren und besonders dem älteren Bruder gegenüber ist, doch es liebt, seinen Oberen zu  widerstreben, ist selten. Dass jemand, der es nicht liebt, seinen Oberen zu widerstreben, Aufruhr macht, ist noch nie dagewesen. Der Edle pflegt die Wurzel, steht die Wurzel fest, so wächst der Weg. Pietät und Gehorsam: das sind die Wurzeln des Menschentums.“ (37)

Konfuzius erteilt Unterricht

Der Familie wird von Konfuzius eine besondere Rolle innerhalb seiner Staats- und Gesellschaftstheorie eingeräumt. Die Familie gilt als Kerngruppe des Staates und die Beziehungen in der Familie gelten als Muster für die Beziehung zwischen Regierten und Regierenden.

„Der Meister sprach: Die Schwierigkeit bei der Erfüllung der Pflichten in der Familie besteht in einem fortdauernd rücksichtsvollen und freundlicheren Betragen, dass man es vermeidet, sich im Laufe der Jahre in seinem Manieren den Eltern gegenüber gehen zu lassen. Was man sonst unter der Erfüllung der Pflichten versteht, dass die Kinder die Mühen der Arbeit für ihre Eltern auf sich nehmen, dass sie ihnen ihren Besitz zur Verfügung stellen und für ihren Lebensunterhalt sorgen: das alles sind nur die selbstverständlichen Voraussetzungen“ (43f)

Wenn in der Familie keine Ordnung besteht, dann – davon ist Konfuzius fest überzeugt – könne Ordnung auch unmöglich im Staat herrschen. Dies bezieht Konfuzius zunächst auf alle Familien, in besonderem Maße jedoch auf die Herrscherfamilie!

„Wenn die erste Familie human ist, so wird das ganze Land human werden; wenn die erste Familie höflich ist, so wird das ganze Land höflich werden. Ist aber der erste Mann habgierig oder verbrecherisch, so gerät das ganze Land in Unordnung.“ (53)

Zitate aus: Kungfutse: Gespräche. Lun Yü, übersetzt und erläutert von Richard Wilhelm, München 1994 (Diederichs)


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