Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) |
Konfuzius, der großen Lehrer der chinesischen Philosophie, vertrat eine an der „Goldenen
Regel“ orientierte Wohlwollensethik, die auch mit dem Begriff "Agapismus" bezeichnet wird.
Das Ziel im Leben eines jeden
Menschen bestehe nach Konfuzius darin, ruhig und besonnen leben, um auf diese
Weise sein inneres Gleichgewicht zu finden, das wiederum mit dem Gleichgewicht
in der Natur und im Kosmos korrespondiert.
In diesem Zusammenhang spielt die
Lehre von den Pflichten bei Konfuzius eine entscheidende Rolle. Er
unterscheidet hier zwischen den Pflichten des Einzelnen sich selbst gegenüber,
den Pflichten in der Familie und den Pflichten in Staat und Gesellschaft.
Wenn Konfuzius vom Einzelnen
spricht, dann meint er zunächst den „Edlen“ oder „Vollkommenen“. Ihm gegenüber
steht „das Volk“ oder der „Gemeine“. Zwar spiegelt sich in diesen
Begrifflichkeiten kein Klassenunterschied wider, wohl aber ein hierarchisches
Denken. Denn der Edle steht kraft seiner Tugend und Bildung nach Konfuzius über
dem Volk:
„Der Meister sprach:
Der Edle stellt Anforderungen an sich selbst,
der Gemeine stellt Anforderungen an die anderen Menschen (158).
Der Edle liebt den inneren Wert,
der Gemeine liebt das Irdische; der Edle leibt das Gesetz, der Gemeine sucht
die Gunst (60).
Der Edle ist bewandert in der
Pflicht, der Gemeine ist bewandert im Gewinn (61).“
Im Gegenzug verlangt Konfuzius
freilich viel vom Edlen: Er soll zunächst und vor allem Wohlwollen entwickeln.
Er soll nichts Unrechtes tun, ein moralisches Vorbild sein,
Selbstbeherrschung und Zurückhaltung üben und stets seine persönliche Würde
bewahren.
„Der Meister sprach: Ein Edler,
der eine umfassende Kenntnis der Literatur besitzt und sich nach den Regeln der
Moral richtet, mag es wohl erreichen, Fehltritte zu vermeiden (79)“.
„Der Meister sprach: Zum Pfad des
Edlen gehören drei Stücke: Sittlichkeit macht ihn frei von Leid, Weisheit macht
ihn frei von Zweifeln, Entschlossenheit macht in frei von Furcht (148).“
Konfuzius im Gespräch mit seinen Schülern |
Darüber hinaus soll der Edle lernen und
immer wieder lernen und dabei seine Fähigkeiten weiter ausbilden:
„Der Meister sprach:
Lerne, als hättest du es nicht
erreicht, und dennoch fürchtend, es zu verlieren (95).
Ein Edler, der beim Essen nicht
nach Sättigung fragt, beim Wohnen nicht nach Bequemlichkeit fragt, eifrig im
Tun und vorsichtig im Reden, sich denen, die Grundsätze haben, naht, um sich zu
bessern: der kann ein das Lernen Liebender genannt werden (41).“
Der Edle spricht nicht viel,
sondern er handelt – und zwar richtig:
„Der Meister sprach:
Der Edle liebt es, langsam im
Wort und rasch im Tun zu sein. (63).
Er schämt sich davor, dass seine
Worte seine Taten übertreffen (147).“
Wichtig ist der Gedanke, dass der
Einzelne bei Konfuzius stets im Kontext seiner sozialen Beziehungen gesehen
wird. So ist das letzte Ziel der Sorge des Edlen für sich selbst auch die
andren: Familie, Freunde, Regierende und somit das gesamte Volk.
Um ihnen allen möglichst viel
Nutzen bringen zu können, vervollkommnet sich der Edle. So kann er schließlich
auch mit der Erfüllung eines anderen Wunsches hoffen: auf Nachruhm.
„Der Meister sprach: Der Edle
hasst den Gedanken, die Welt zu verlassen, ohne dass sein Name genannt wird“
(158).
Zitate aus: Kungfutse:
Gespräche. Lun Yü, übersetzt und erläutert von Richard Wilhelm, München 1994
(Diederichs)
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