Über Kung Fu tse, den großen Lehrer der
chinesischen Philosophie, ist nicht allzu viel Sicheres bekannt. Zunächst
leitete er eine Schule für Krieger, in der er seinen Schülern nicht nur
Kampftechniken, sondern auch das Schreiben und das Rechnen, die alten Riten und
Gesetze sowie den Tanz und die Musik vermittelte.
Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) |
Wie andere Gelehrte seiner Zeit auch, soll er
von Hof zu Hof gezogen und im Dienst verschiedener Fürsten als Ratgeber tätig
gewesen sein. Seine Auffassungen fanden jedoch wenig Unterstützung. Erst Meng tse (Menzius, 372 – 289 v. Chr.) schaffte die Grundlagen dafür, dass der Konfuzianismus zur
offiziellen chinesischen Staatsphilosophie wurde – und es bis zum Ende des Kaiserreiches
im Jahre 1911 auch bleiben konnte.
Ausgangspunkt seiner Philosophie ist
ein erkenntnistheoretischer Pragmatismus, der sich dadurch ausdrückt, dass Konfuzius
explizit jede Beschäftigung mit metaphysischen Fragen ablehnt. Schließlich
reiche das Erkenntnisvermögen des Menschen kaum aus, um schon Alltagsfragen
adäquat lösen zu können. Ihm geht es um das „Hier und Jetzt“, um das, was der
Mensch in dieser Welt tun kann und tun soll:
„Dsi Gung fragte den Meister: „Haben die Toten
Bewusstsein oder haben sie kein Bewusstsein?“ Der Meister sprach: „Dein Wunsch
zu wissen, ob die Toten Bewusstsein haben oder nicht, ist zunächst keine
dringende Sache. Später wirst du es von selber wissen“ (44).
Konfuzius legt vielmehr großen Wert auf das kritische
Denken und selbstgesteuerte Lernen: „Lernen und nicht denken, ist nichtig.
Denken und nicht lernen ist ermüdend“ (45). So kann man in seinem Buch "Gespräche mit Schülern (Lun Yü)" eine gewisse undogmatische
Offenheit auch gegenüber seinen eigenen Auffassungen beobachten, wenn er beispielsweise sagt: „Mein
Schüler Hui hilft mir nicht. Mit allem, was ich sage, ist er einverstanden!“
(113).
Offenheit, Diskussions- und Lernbereitschaft,
verbunden mit einer vornehmen Zurückhaltung gegenüber dem, was der Mensch
niemals wird beantworten können, und dies alles zum Ausdruck gebracht durch
einfach verständliche elementare Weisheiten machen Konfuzius zu einem großen
Philosophen.
Ein Schüler fragte: „Darf ich wagen, nach dem
Wesen des Todes zu fragen?“ Der Meister sprach: „Wenn man noch nicht das Leben
kennt, wie sollte man den Tod kennen!“ (115)
Lun Yü (Gespräche) |
In seinen Gesprächen mit den Schülern lehrt
Konfuzius die Weisheit des Lebens und die Ehrlichkeit der Rede. Nach der „Goldenen
Regel“ sollen sich die Menschen nichts antun und einander das geben, was sie
selbst gern möchten. Nur so würden sie glücklich werden.
„Sein Schüler Dsi Gung fragte: „Gibt es ein
Wort, nach dem man das ganze Leben hindurch handeln kann?“ Der Meister sprach: „Die
Nächstenliebe. Was du selbst nicht wünscht, tu nicht anderen an“ (159).
Konfuzius fordert von den Menschen Selbstdisziplin, Mäßigkeit
und Vorsicht. Wenn sie ruhig und besonnen leben, dann fänden sie ihr inneres
Gleichgewicht. Wenn die Menschen im Gleichgewicht leben, dann bleiben nach
Konfuzius auch die Natur und der Kosmos im Gleichgewicht.
Der vollkommene Weise lebt aus seiner Mitte
heraus. Konfuzius fordert von ihm, dass er nach Einfachheit und Redlichkeit
strebt, dass er in allem das rechte Maß erkennt. Er soll an das Gute im
Menschen glauben und das Gute tun, wo immer er kann. Konfuzius will keine Mystiker,
sondern er bildet Menschen aus, die die Welt durch praktisches Tun verändern.
Grundlage dafür sind die Regeln und Gesetze
des Zusammenlebens, in der konfuzianischen Philosophie gehören dazu: die
Sittlichkeit, die Menschlichkeit, die Rechtschaffenheit, die Frömmigkeit und
die Loyalität zum Herrscher. Dieser soll den Menschen vor allem ein moralisches
Vorbild sein.
Von den Bürgern verlangt Konfuzius, dass sie
den Gesetzen folgen. Alle müssen ihre Pflichten für die Gemeinschaft erfüllen.
Nicht eine göttliche Gnade bessert die Menschen, jeder muss sich selbst
anstrengen.
Wenn diese Ziele beachtet werden, dann kann geht
es dem Einzelnen und dem Staat gut – und der Friede ist möglich. So wird der Mensch erst durch Anstrengung zu dem, was er sein soll:
„Der Meister sprach: Wer sich selbst regiert,
was sollte der für Schwierigkeiten haben, eine Regierung auszuüben? Wer sich
selbst nicht regieren kann, was geht den das Regieren von anderen an?“ (134)
Zitate aus: Kungfutse: Gespräche. Lun Yü, übersetzt
und erläutert von Richard Wilhelm, München 1994 (Diederichs)
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