Donnerstag, 16. August 2012

Adam Smith und die Ehre


Adam Smith wurde am 5. Juni 1723 in Kirkcaldy (Schottland) geboren. Mit nur 14 Jahren begann er an der Universität Glasgow zu studieren und besuchte dort die Vorlesungen des „unvergesslichen Hutchenson“, der wohl wie kein anderer dazu beigetragen hatte, Smiths Geist anzuregen.

Adam Smith (1723 - 1790)
Im Juni 1740 verließ Smith Glasgow, um nach Oxford zu gehen. Sehr wohl fühlte er sich in dem damals eher rückständigen Oxford nicht und so kehrte er 1746 nach Kirkcaldy zurück.

Smith strebte nun einen Lehrstuhl an einer schottischen Universität an und 1748 erhielt er schließlich die Möglichkeit, als Dozent an der Universität Edinburgh öffentliche Vorträge über englische Literatur zu halten. Obwohl die Vorlesungen nicht zum offiziellen Lehrprogramm gehörten, erfreuten sie sich einer außerordentlichen Beliebtheit.

Die Edinburgher Vorlesungen trugen bald Früchte, denn 1750 berief man Smith – im Alter von nur 27 Jahren !!! - auf den Lehrstuhl für Logik an der Universität Glasgow, zwei Jahre später übernahm er die Professur für Moralphilosophie, die vor ihm sein Lehrer Hutcheson innehatte.

1759 veröffentlichte Smith sein erstes großes Werk, die „Theorie der ethischen Gefühle“, das ihn in ganz Europa bekannt machte. Darin geht Smith den Gründen nach, die dazu führen, dass die Menschen Sympathie füreinander empfinden. 

In seiner Schrift vertritt Smith – im Gegensatz zu Thomas Hobbes - ein optimistisches Menschenbild, das auch für sein späteres Werk „Der Wohlstand der Nationen“ grundlegend ist. Auch wenn man den Menschen für egoistisch halten möge, „so ist er doch offenkundig von Natur aus so veranlagt, dass er sich für das Schicksal anderer interessiert und er deren Glück und Wohlbefinden als für sich wichtig betrachtet, obwohl er davon keinen Nutzen hat, außer der Freude, die anderen so zu sehen.“ 

Nehmen wir am Schicksal des anderen teil, so treten wir gleichsam als außenstehender Beobachter (the impartial spectator) auf, der in der Lage ist, das Verhalten des anderen zu beurteilen  Wollen wir uns auch eine Meinung über das eigene Verhalten und Handeln bilden, so müssen wir einen angenommenen Beobachter hinzuziehen, der aus einer gewissen Distanz unser Tun und Verhalten beurteilt: 

„Wir können niemals unsere eigenen Gefühle und Motive überschauen und wir können uns auch niemals irgendein Urteil über sie bilden, wenn wir nicht selbst von der eigenen natürlichen Lage oder Stellung Abstand gewinnen und uns bemühen, sie aus einer bestimmten Distanz zu uns zu betrachten.“ 

1763 legte Smith seine Professur nieder, um den Herzog von Buccleuch auf einer mehrjährigen Reise ins europäische Ausland zu begleiten. Die Bedingungen waren verlockend: Neben einem jährlichen Gehalt von dreihundert Pfund plus Spesen erhielt Smith auch eine Lebensrente von jährlich dreihundert Pfund. Das bedeutete ein doppelt so hohes Gehalt wie in Glasgow. 

Im Verlauf der Reise lernte Smith die führenden Persönlichkeiten des Physiokratismus kennen, die Ökonomen Turgot und Quesnay. Auch Smith begann sich nun, zunehmend mit ökonomischen Themen zu beschäftigen. Nach seiner Rückkehr nach England arbeitete Smith ununterbrochen am „Wohlstand der Nationen“, der 1776 veröffentlicht wurde. 

Smith wohnte weiterhin in Kirkcaldy. Hier erhielt er 1778 die Nachricht, Lord North habe ihn zum Zollkontrolleur (und Einnehmer für die Salzsteuer) von Schottland ernannt. Lord North war zu dieser Zeit Schatzkanzler und Premierminister und hatte bei der Vorbereitung des Staatshaushaltes mehrmals auf den „Wohlstand“ zurückgegriffen. 

Wealth of Nations, London Edition (1776)

Die Ernennung bedeutete 600 Pfund Jahreseinkünfte, davon 500 Pfund für die Zollaufsicht und 100 Pfund für die Kontrolle über die Salzsteuern. 

Außerdem bezog Smith weiterhin seine Rente von 300 Pfund vom Hause Buccleuch. Als er die neue Stelle erhielt, fühlte er sich moralisch verpflichtet, auf seine Rente zu verzichten. Man teilte ihm indes mit, die Rente sei auf Lebzeiten gewährt und an keine Bedingung geknüpft, und der Verzicht gereiche wohl Adam Smith zur Ehre, aber nicht dem Herzog von Buccleuch. 

So blieb Adam Smith nichts anderes übrig, als auf den Verzicht zu verzichten. In Edinburgh bezog Smith das Haus in Canongate, in dem er für den Rest seines Lebens wohnen blieb und auch starb. 

Smith hinterließ ein recht kleines Vermögen, und seine Freunde konnten anfangs ihre Verwunderung darüber kaum verbergen, denn er hatte stets einen sehr bescheidenen Haushalt geführt, obwohl er bekannt war für seine Gastfreundlichkeit. 

Aber sie wussten damals noch nicht, wenn auch viele von ihnen es lange vermuteten, dass er im Geheimen für wohltätige Zwecke außerordentlich große Summe ausgegeben hatte ... 

Literatur: Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen, München 2009 (dtv) -- Adam Smith: Theorie der ethischen Gefühle, Leipzig 1926 (Meiner) 






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