Adam Smith (1723 - 1790) |
Das Werk von Smith ist ein klares Plädoyer
für eine freie Marktwirtschaft. Dies wird auch in seinen Gedanken zur
Lohntheorie deutlich. Smith plädiert für den freien Arbeitsmarkt, wo Angebot
und Nachfrage die Höhe des Lohnes bestimmen.
Die Höhe des Lohns ist zunächst einmal abhängig
von dem Kapital, das die Unternehmer (oder Landwirte) zur Entlohnung der
Arbeiter zur Verfügung haben: In den allermeisten Fällen sind die
Arbeiternehmer „auf einen Unternehmer angewiesen, der ihnen das Rohmaterial und
ihren Lohn und Unterhalt so lange vorschießt, bis das Produkt ihrer Arbeit
fertig ist. Er teilt sich mit ihnen den Ertrag ihrer Arbeit, … den Wert, den
die Arbeiter dem bearbeiteten Rohmaterial hinzufügen. Und in diesem Anteil
besteht sein Gewinn“ (57).
Die unterste Grenze des Lohns wird durch den
Subsistenzlohn bestimmt, der gerade so hoch ist, dass die Erhaltung der
Arbeitskräfte gewährleistet wird. „Der Mensch ist darauf angewiesen, von seiner
Arbeit zu leben, und sein Lohn muss mindestens so hoch sein, dass er davon
existieren kann. Meistens muss er sogar noch höher sein, da es de Arbeiter
sonst nicht möglich wäre, eine Familie zu gründen“ (59).
"Der Ertrag der Arbeit ist die natürliche Vergütung
oder der Lohn der Arbeit“ (Adam Smith, 56) |
Solange aber die Nachfrage nach Arbeit stärker wächst als das Angebot wird auch der Lohnsatz steigen. Eine bessere Entlohnung führt wiederum zu erhöhter Arbeitsproduktivität. „Unter gewissen, für die Arbeiter günstigen Umständen gelingt es ihnen bisweilen jedoch, einen Lohn durchzusetzen, der beträchtlich über dieser Höhe des Existenzminimums liegt, also über dem offenbar niedrigstem Satz, der eben noch mit unserer Vorstellung von Humanität vereinbar ist“ (60).
Wenn also in einem Land „die Nachfrage nach Arbeitern, Gesellen oder Dienstboten, die nur von ihrem Lohn leben“, ständig zunimmt und wenn jedes Jahr mehr Arbeitsplätze vorhanden sind als im Jahr zuvor, dann haben die Arbeiter einerseits keinen Anlass, sich zu gewerkschaftlich organisieren, um höhere Löhne zu erreichen. Der Mangel an Arbeitskräften führe nämlich zu einem Wettbewerb unter den Unternehmern, die sich andererseits gegenseitig überbieten, um Arbeiter zu bekommen, „so dass sie freiwillig die natürliche Absprache über eine gemeinsame Lohnpolitik durchbrechen“ (60).
Lohnverhandlung |
So ist die Höhe des Lohns also auch abhängig
von dem vorhandenen Arbeitsangebot, das wiederum mit der
Bevölkerungsentwicklung zusammenhängt: „Die Nachfrage nach Lohnarbeitern steigt
also zwangsläufig, wenn Einkommen und Kapital in einem Lande zunehmen, aber
auch nur unter dieser Voraussetzung. Wachstum von Einkommen und Kapital
bedeutet Zunahme des nationalen Wohlstands, was wiederum die entscheidende
Voraussetzung für eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften ist. Es ist nicht
die absolute Höhe des nationalen Wohlstands, sonder seine kontinuierliche
Zunahme, von welcher ein Anstieg der Arbeitslöhne abhängt“ (60f)
So entscheidet letztlich unter den
Bedingungen der Vertragsfreiheit der Markt allein über das Lohnniveau. Die
Frage, ob es eine allein aus der erbrachten Leistung „gerecht“ ableitbare
Vergütung geben kann, muss daher in einer freien Gesellschaft eindeutig
verneint werden. So weist Norbert Hoerster in seinem Buch „Was ist eine gerechte Gesellschaft?“ darauf hin, dass die Vergütung
für eine Leistung allein das Ergebnis eines Vertrages ist. Wie die Leistung
eines Menschen zu vergüten sei, hänge in einer freien Gesellschaft aber ausschließlich
von der Nachfrage der Menschen ab.
Dort wo gut regiert wird, wird auch fleißig und zum Wohle aller gearbeitet ...(Fresco von Ambrogio Lorenzetti im Alten Rathaus von Siena) |
Die Arbeitsproduktivität – und darin eingeschlossen das Lohnniveau - ist somit zugleich ein natürliches Symptom und notwendige Folge eines steigenden Wohlstandes eines Landes: „Die reichliche Entlohnung der Arbeit ist somit nicht nur Folge sondern zugleich natürliches Kennzeichen eines zunehmenden Wohlstandes, während andererseits die schlechte Versorgung der ärmeren Arbeiterschicht ein untrügliches Zeichen für eine Stagnation ist. Hungern gar die Armen, so drückt dies aus, dass sich die Wirtschaft rasch zurückentwickelt“ (64).
Die Verbesserung der Lebensumstände der
unteren Schichten ist auch für die Gesellschaft insgesamt vorteilhaft. „Und
ganz sicher kann keine Nation blühen und gedeihen, deren Bevölkerung weithin in
Armut und Elend lebt. Es ist zudem nicht mehr als recht und billig, wenn
diejenigen, die alle ernähren, kleiden und mit Wohnung versorgen, soviel vom Ertrag
der eigenen Arbeit bekommen sollen, dass sie sich selbst richtig ernähren, ordentlich
kleiden und anständig wohnen können“ (68).
Schließlich weist Smith noch aus
motivationstheoretischer Sicht auf den persönlichen Einsatz und Fleiß hin, denn
ein hohes Entgelt für die Arbeit „spornt auch den einfachen Mann zu größerem
Fleiß an, der, wie jede andere menschliche Eigenschaft in dem Maße zunimmt, in
dem er angeregt wird. Reichlicher Unterhalt erhöht den körperlichen Einsatz des
Arbeiters. Er wird sich bis zum Äußersten anstrengen, wenn er wirklich hoffen
kann, dass sich seine Lage verbessert und er im Alter sorgenfrei, vielleicht
sogar gut leben kann. Dort, wo die Löhne hoch sind, finden wir daher die
Arbeiter immer fleißiger, gewissenhafter und auch schneller bei der Hand als
dort, wo sie niedrig sind“ (70f).
Schaut man sich die Entwicklung des realen
Pro-Kopf-Einkommens in den letzten hundert Jahren an, dann wird Smiths These eindeutig
bestätigt und die Verelendungstheorie des Marxismus ebenso eindeutig widerlegt.
Zitate
aus: Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und
seiner Ursachen, München 2009 (dtv) - Norbert Hoerster: Was ist eine gerechte Gesellschaft? Eine philosophische Grundlegung. München 2013 (C.H. Beck)
Was passiert wenn der "Markt" nicht mehr in der lage ist flächendeckend existenzsichernde Löhne zu zahlen? Der Staat soll sich ja ausdrücklich nicht in die Lohnfindung (Mindestlohn"einmischen.
AntwortenLöschenLieber Herr Büttner, ein sehr wichtiger und richtiger Einwand. Es gehört selbstverständlich zu den Aufgaben eines modernen Rechtsstaates, die Rahmenbedingungen für eine soziale und solidarische Gesellschaft festzulegen. Selbst für Adam Smith gehört dies zu den klassischen Aufgaben des Staates, die sich schlicht aus der Beobachtung ergeben, dass der Mensch in seinem Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber nicht immer von sich aus die ethischen Normen beachtet, die für ein lebensfähiges Gemeinwesen und ein friedliches Zusammenleben der Menschen notwendig sind.
AntwortenLöschenAus diesem Grund muss es in jedem Gemeinwesen Einrichtungen geben, die die Macht haben, das Leben und das Eigentum nach außen und nach innen zu schützen, Streit und Auseinandersetzungen gerecht zu schlichten und den Menschen im Staat jene Güter und Dienstleistungen anzubieten, die „ihrer ganzen Natur nach niemals einen Ertrag abwerfen, der hoch genug … sein könnte, um die anfallenden Kosten zu decken“ (s. http://diepaideia.blogspot.com.es/2012/12/adam-smith-und-die-erziehung.html). Herzliche Grüße, Paideia